Reihengeschäft BR-DE-EU

Hallo!

Wir haben einen Kunden in Brasilien, den wir bisher mit Komponenten für seine Endprodukte beliefern.
Aus unserer heutigen Sicht also ein ganz normaler Export.

Nun möchte der Kunde aber in Zukunft keine Komponenten mehr von uns erhalten, sondern schickt uns sein "Endprodukt" und wir montieren dann noch die Komponenten hier in DE an das Endprodukt.
Anschließend versenden wir die fertige Ware an seinen Kunden in Europa (außerhalb Deutschlands), der das Produkt vorher bei ihm in Brasilien bestellt hat.

Als Lieferbedingung für die Endprodukte aus Brasilien soll dann DDP vereinbart werden, so dass der Absender (unser Kunde in Brasilien) alle Kosten sowie Risiken trägt.

Wir sind uns aber noch etwas unsicher welche Pflichten wir als Importeur eingehen.

Zollrechtlich wären wir der Anmelder der Waren, wobei uns bei der Lieferbedingung DDP keine Kosten / Risiken entstehen. Oder etwa doch?

Wer könnte dann noch als Anmelder auftreten? Ggf. eine deutsche Niederlassung unseres brasilianischen Kunden?
Wir bleiben Warenempfänger, aber Anmelder ist abweichend.


Unsere anderen Gedanken gehen in Richtung Produktsicherheit. Wer haftet für die Produkte?


Kann mir jemand Tipps geben? Vielen Dank für Eure Hilfe!

Gruß
export_import

Interessanter Fall. Wenn du als Anmelder auftrittst, bekommst du m.E. auch den Steuerbescheid und musst Zoll & EUSt zahlen, es sei denn, du tritts als Vertreter für eine EU-Tochter des Brasilianers auf. M.E. ist in dieser Konstellation eine EU-Gesellschaft des Brasilianers oder ein indirekter Vertreter, der alle Rechte und Pflichten übernimmt (was du sicher nicht möchtest), zwingend notwendig.

Eine weitere Frage ist die des Zeitpunktes der Überführung in den freien Verkehr: vor deiner Montage oder ggf. nach dieser, falls du dafür eine aktive Veredelung machst ?

Der Brasilianer muss m.E. auf jeden Fall wg. der Umsatzsteuer hier registriert sein, da die Lieferung von dir an den Dritten eine innergemeinschaftliche Lieferung des Brasilianers ist, die entsprechende Melde- und Registrierungspflichten (+ Intrastat) nach sich zieht.

Bin kein Steuerexperte, aber der Brasilianer sollte auch prüfen, ob dieser Prozess zu ertragssteuerlichen Konsequenzen in DE führen könnte.

Fazit: der Fall ist zu komplex, um ihn in einem Forum zu klären. Ich empfehle die Einschaltung eines Beraters, der Zoll, VAT und "normale" Steuern beherrscht.

Ja stimmt, EUST müssten wir als Anmelder ja auch bei der Lieferbedingung DDP zahlen...
Die Überführung in den freien Verkehr wäre vor unserer Montage.

Danke für deine Hinweise. Ich denke hier werden wir tatsächlich einen Berater einschalten.

export_import wrote:

Ja stimmt, EUST müssten wir als Anmelder ja auch bei der Lieferbedingung DDP zahlen...

Das stimmt nicht. Eine Aufteilung der Abfertigung in Zoll und EUSt mit unterschiedlichem Steuerschuldner ist nicht zulässig. Die teilweise in der Praxis immer noch durchgeführte Variante, dass der Zollantrag "der Einfachkeit halber" auf den dt. Empfänger gestellt wird und Zoll an Absender und EUSt an Empfänger weiterfakturiert wird, ist -soweit ich weiss- falsch und kann zum Verlust der Vorsteuerabzugsberechtigung führen.

Deshalb Berater einschalten - hoffe, Du hast da jemand Kompetenten.

Nein, noch habe ich keinen kompetenten Berater.
Mache mich mal auf die Suche... :)