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Studienarbeit über die Prozesse von Klarierungsagenten


Schifffahrt und Seefracht: Erfahrungsaustausch, Tipps und Tricks für Import und Export. Unser Forum Schifffahrt und Seefracht behandelt Fragen wie, wie kann ich als Unternehmer den Transport per Schifffahrt und Seefracht organisieren und optimieren? Welche Faktoren beeinflussen den Preis für den Transport per Schifffahrt und Seefracht und wie kann ich die Kosten minimieren? Welche Risiken gibt es bei der Schifffahrt und Seefracht? Welche Möglichkeiten gibt es, den Transport per Schiff zu beschleunigen? Wie entwicklen sich die Seefrachtraten? Wie staue ich einen Container und optimiere die Beladung?


hansi13 Geschrieben am 20 Juni 2005





Hallo zusammen. Ich befasse mich gerade mit der Analyse von Prozessen, die zwischen einem Klarierungsagenten und anderen Dienstleistern im Hafen ablaufen. Leider habe ich keinen praktischen Bezug zu dem Thema und konnte bis jetzt nur auf Literatur zurückgreifen ("Güterverkehr über See", Internet, etc.).
Um an Istdaten heran zu kommen, entwickle ich gerade einen Fragebogen - nur komme ich hier jetzt leider ein bisschen ins Trudeln. Eigentlich sollte das Thema eingegrenzt werden auf Containerseeschiffe auf Linienfahrt. Hat hier der Klarierungsagent (oder Linienagent/ Schiffsmakler) noch Kontakt mit

- Lotsen
- Schleppern
- Festmachern
- Behörden
- "Ausrüstern"
- Kaianlagen/Terminals
- (habe ich was vergessen?? :-)

oder wird jenes bei Linienfahrten vertraglich geregelt? (Schätze mal, jeder merkt, wie wenig ich in dem Thema drin stecke). Ich hoffe, ihr könnt mir hier eine Antwort geben...

Besten Dank schon mal im voraus,
lg Hansi

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Michael Geschrieben am 21 Juni 2005



Dabei seit
24 Februar 2005
674 Beiträge
Hallo Hansi,

Zitieren::
Eigentlich sollte das Thema eingegrenzt werden auf Containerseeschiffe auf Linienfahrt. Hat hier der Klarierungsagent (oder Linienagent/ Schiffsmakler) noch Kontakt mit

- Lotsen
- Schleppern
- Festmachern
- Behörden
- "Ausrüstern"
- Kaianlagen/Terminals
- (habe ich was vergessen?? :-)
Ja, der Klarierungsagent (ist regelmäßig ein Angestellter der Linienagentur) hat selbstverständlich auch in der Containerlinienfahrt noch Kontakt zu den genannten Stellen.

Ad hoc würde mir zusätzlich noch der Schiffsmeldedienst einfallen - sofern im jeweiligen Hafen vorhanden.

Zitieren::
oder wird jenes bei Linienfahrten vertraglich geregelt?
Es kann vertragliche Regelungen zwischen der Linienagentur als Vertreter der Containerreederei und den privatrechtlich organisierten Dienstleistern im Hafen geben (z.B. Schlepper, aber auch Festmacher und natürlich auch diversen Lieferanten: Schmieröle, Treibstoffe, Farben, Chemikalien und diverse andere Ausrüstungen werden regelmäßig an Bord benötigt).

Mit dem Terminal gibt es in aller Regel eine vertragliche Beziehung. Trotzdem bleibt der Kontakt zwischen den genannten Parteien und dem Klarierungsagenten bestehen. Alle Parteien bekommen ihre Informationen zunächst einmal grundsätzlich vom Agenten.

Zitieren::
Klarierungsagent (oder Linienagent/ Schiffsmakler)
Achtung - bitte nicht verwechseln. Der Linienagent ist rechtlich i.d.R. Handelsvertreter, nicht Handelsmakler, wie der Schiffsmakler:

"Handelsvertreter ist, wer als selbständiger Gewerbetreibender ständig damit betraut ist, für einen anderen Unternehmer Geschäfte zu vermitteln oder in dessen Namen abzuschließen. (...)" § 84 Abs. 1 HGB

"Wer gewerbsmäßig für andere Personen, ohne von ihnen auf Grund eines Vertragsverhältnisses ständig damit betraut zu sein, die Vermittlung von Verträgen über Anschaffung oder Veräußerung von Waren (...), Güterbeförderung, Schiffsmiete oder sonstige Gegenstände des Handelsverkehrs übernimmt, hat die Rechte und Pflichten eines Handelsmaklers." § 93 Abs. 1 HBG

Gruß,
Michael

hansi13 Geschrieben am 21 Juni 2005





Hallo Michael,

vielen Dank für die Antwort. Den SMD habe ich unter die Behörden fallen lassen - Fehler meinerseits.

"Mit dem Terminal gibt es in aller Regel eine vertragliche Beziehung. Trotzdem bleibt der Kontakt zwischen den genannten Parteien und dem Klarierungsagenten bestehen. Alle Parteien bekommen ihre Informationen zunächst einmal grundsätzlich vom Agenten."

Bedeutet jenes in der Praxis, dass für "jedes" aufkommende Containerseeschiff auf Linie die Informationen vom Agenten kommen? Ich frage jenes nur, weil ein Bekannter in etwa meinte: "Die Festmacher und die Schlepper kennen ihre Kundenschiffe und holen sich die Informationen vom SMD." Woraus ich dann geschlossen hätte, dass der Agent hier nicht in jedem Fall tätig wird...

Vielen Dank nochmal für die Unterscheidung von Makler und Agent - Sollte vielleicht mal wieder generelle Grundlagen auffrischen... :-(

Gruß, Hansi

Michael Geschrieben am 22 Juni 2005



Dabei seit
24 Februar 2005
674 Beiträge
Hallo Hansi,

Zitieren::
"Alle Parteien bekommen ihre Informationen zunächst einmal grundsätzlich vom Agenten."

Bedeutet jenes in der Praxis, dass für "jedes" aufkommende Containerseeschiff auf Linie die Informationen vom Agenten kommen?
Grundsätzlich ist es so, aber...

Zitieren::
"Die Festmacher und die Schlepper kennen ihre Kundenschiffe und holen sich die Informationen vom SMD." Woraus ich dann geschlossen hätte, dass der Agent hier nicht in jedem Fall tätig wird...
Jetzt mußt Du Dir aber die Frage stellen, woher der SMD die Informationen bekommt... - nämlich vom Agenten.

Die Agenturen sparen sich Arbeit, indem sie die Dienstleistung des Schiffsmeldedienstes in Anspruch nehmen. Sie melden einkommende Schiffe dort an, andere Dienstleister, Behörden usw. bekommen die Infos dann von dort.

In der Containerlinienfahrt kommen regelmäßig Schiffe zum Einsatz, die aufgrund ihrer Größe grundsätzlich lotsenpflichtig auf den deutschen Revieren sind (gilt nicht für Feederdienste). Normalerweise avisiert der Agent das Schiff bei den Lotsen. Die Anmeldung des Schiffes beim Schiffsmeldedienst ersetzt die Meldung beim Lotsen. Weiterhin ist bei einkommenden Schiffen die Schiffsführung für die rechtzeitige Bestellung des Lotsen verantwortlich (der Agent kann sich aber, wenn er die Meldung "vergißt" und das Schiff sich zu spät beim Lotsen meldet, schlecht damit rausreden, die Schiffsführung sei selber für die Lotsenbestellung verantwortlich).

Den Schlepper bestellt in der Praxis regelmäßig das Schiff (der Lotse). Er bespricht mit der Schiffsführung die Gegebenheiten vor Ort. Die Anzahl der Schlepper ist ja von verschiedenen Faktoren abhängig (z.B. Strömungsverhältnisse, Wetter, Platzverhältnisse an der Pier).

Ist das Schiff beim Schiffsmeldedienst angemeldet, so wissen auch die jeweiligen Behördenvertreter über die Ankunft des Schiffes Bescheid. Eine weitere Meldung vom Agenten ist dann nicht mehr nötig.

Die Schiffe müssen sich während der Revierfahrt an bestimmten Punkten bei der Verkehrsleitung der Wasser- und Schiffahrtsämter melden. Den Funkverkehr hört der Schiffsmeldedienst mit, so daß man dort ständig über die Position des Schiffes unterrichtet ist. Der Agent wiederum kann beim Schiffsmeldedienst die aktuelle Position (im Revier) abfragen (bekommt aber über die Zusammenarbeit zwischen den Schiffsmeldediensten an Elbe, Weser, Nieuwe Waterweg, Maas und Schelde auch Abgangsmeldungen der erwarteten Schiffe im jeweiligen Revier).

Wichtig: die Meldung von Schiffen beim Schiffsmeldedienst ist freiwillig. Der Agent kann sich dadurch die Arbeit vereinfachen und u.a. neben den Positionsmeldungen z.B. auch einen Weckdienst vom Schiffsmeldedienst in Anspruch nehmen, wenn das Schiff nachts eintrifft.

Gruß,
Michael

hansi13 Geschrieben am 22 Juni 2005



Dabei seit
21 Juni 2005
5 Beiträge
Michael - besten Dank für die ausführliche Antworten. Ich sehe schon, der Informationsfluss ist doch anders als ich es mir vorgestellt habe. Werde wohl meinen Fragebogen nochmal überdenken müssen, ob er so noch Sinn macht :-(.

Ich hoffe mal, dass du bei meinem nächsten Eintrag wieder zugegen bist :-),

Gruß,
Hansi

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