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Transport und Logistik im Wandel

Transport & Umschlag | Montag, 25 Januar 2016 | 3111 | 0
Transport und Logistik im Wandel
Die Investitionen in Startups aus dem Transport- und Logistikumfeld explodierten in 2015 förmlich und stiegen weltweit auf ca. 14 Mrd. USD

Das Jahr 2015 war in mehrfacher Hinsicht ein Rekordjahr für den Transport- und Logistiksektor: sowohl der Wert der M&A-Transaktionen als auch die Investitionen in Logistik-Startups erzielten Rekordwerte. Auch in den nächsten Jahren kann mit hohem Investitionsvolumen im Sektor gerechnet werden. Eine aktuelle Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG macht hierfür drei wesentliche Treiber aus:
  1. Der Fokus auf die Kundenschnittstelle über IT-Plattformen treibt Investitionen in Startups

Die Investitionen in Startups aus dem Transport- und Logistikumfeld explodierten in 2015 förmlich und stiegen weltweit  auf ca. 14 Mrd. USD, rund 180 % mehr als im Vorjahr und sogar 500 % mehr als der Durchschnitt der vier Jahre davor. Hierin enthalten sind die Investitionen in Carsharing Unicorns wie UBER und Lyft, die über ihre Crowdlogistics- Geschäftsmodelle zunehmend in die angestammten Märkte der großen Transport-Unternehmen drängen.

Grafik 1: Venture Capital Investitionen in Transport & Logistik Startups

Quelle CB Insights; KPMG-Analyse

Quelle: CB Insights; KPMG-Analyse

Neben den bereits etablierten Startups aus dem Passagiertransport-Umfeld betreten nun zunehmend auch Startups mit Fokus auf den Logistik- und Speditionsmarkt die Bildfläche. Auch hier stiegen die Investitionen im letzten Jahr um 125 % auf über 1,5 Mrd. USD und liegen rund 85 % über dem Durchschnitt der vier Jahre davor. Hierunter fallen zum einen neue, agile Geschäftsmodelle im Bereich eCommerce, die meist ähnlich wie Uber und Lyft über plattformbasierte Crowdmodelle Lösungen zur Zustellung von Onlinebestellungen anbieten. Sie konzentrieren sich dabei fast ausschließlich auf die Koordination der Prozesse über Plattformen zum direkten Austausch von Besteller und Zusteller und besitzen keine eigenen Assets. Beispiele hierfür sind:

  • Postmates, bisheriges Funding von 138 Mio. USD
  • Shyp (62 Mio. USD)
  • Deliv (12 Mio. USD)

Doch auch im B2B Bereich etablieren sich zunehmend neue Marktteilneh-mer, die sich ähnlich wie die internationalen Freight Forwarder auf das Brokern von Frachtpreisen und die Koordination von Transportketten über eigene IT-basierte Plattformen konzentrieren. Während die internationalen Speditionen oft noch analoge Prozesse für das Aushandeln von Frachtpreisen benutzen, schalten sich die Startups mit ihren digitalen Plattform-Lösungen direkt zwischen den Verlader und den Carrier und bedrohen so das Geschäftsmodell der großen Freight Forwarder.

Beispiele sind:

  • Freightos (28 Mio. USD)
  • Flexport (20 Mio. USD)
  • cargomatic (12 Mio. USD)

„All diese Startups haben gemeinsam, dass sie dem Endkunden (B2B oder B2C) die direkte Steuerung der Transportwege ohne dazwischen geschalteten Logistiker ermöglichen. Den großen Transport- und Logistikunternehmen droht hier als Folge in Zukunft der Verlust ihres wichtigsten Assets: der Kundenschnittstelle“, so Dr. Steffen Wagner, Partner und Leiter des weltweiten Transport- und Logistiksektors bei KPMG.

  1. Die Konvergenz zwischen Asset-heavy und Asset-light-Geschäftsmodellen als M&A-Strategie

Der Wert der abgeschlossenen M&A Transaktionen im Transport- & Logistiksektor ist 2015 zum dritten Mal in Folge auf insgesamt rund 74 Mrd. USD angestiegen. Zudem wurden weitere Transaktionen im Wert von rund 100 Mrd. USD angekündigt, womit sich die M&A-Aktivitäten im Sektor auf einem Rekordniveau befinden. Die Übernahmen im Sektor dienen dabei zunehmend der Transformation und Ergänzung der bestehenden Geschäftsmodelle der Marktteilnehmer. Dies betraf zum einen den Kauf von Logistikern mit high-tech/asset-light- Geschäftsmodellen durch asset-basierte Unternehmen als auch den umgekehrten Fall (asset-light-Logistiker übernehmen asset-heavy- Speditionen). Im letzten Jahr war hier eine Reihe von großen Transaktionen zu beobachten, die das bestehende Geschäftsmodell der Unternehmen ergänzen oder ganz transformieren:

  • Die Übernahme des US-Logistikers Coyote Logistics (High-tech / Asset-light-Geschäftsmodell) durch UPS (Asset-heavy-Transport-konzern) im Wert von 1,8 Mrd. USD
  • Die Übernahme der französischen Spedition Norbert Dentressangle (Asset-heavy) durch XPO Logistics (bis zum Beginn der zahlreichen Übernahmen im letzten Jahr ein asset-light-Logistiker) im Wert von 2,8 Mrd. USD
  • Die Übernahme von TOLL Logistics durch die Japanische Post im Wert von 5 Mrd. USD diente wiederum der Transformation des bestehenden Geschäftsmodells des Postdienstleisters in Richtung Full service- Logistikdienstleisters und verläuft nach dem Muster der Deutschen Post vor ihrem Börsengang.

Dr. Steffen Wagner: „Traditionell waren Asset-light-Logistiker mit entsprechenden IT-Systemen in den letzten Jahren beliebte Übernahmeziele für die großen Logistiker und Speditionen. Der umgekehrte Fall zeigt nun, dass auch die schlankeren Logistiker zunehmend nach eigenen Assets und verlässlichen Netzwerken zum Zwecke der Ergänzung ihrer Dienstleistungen suchen“.

  1. Plateau-Effekt der Globalisierung erschwert organisches Wachstum

Der Welthandel wird in den nächsten Jahren langsamer wachsen als noch vor einiger Zeit angenommen. Ein Grund hierfür ist die Tatsache, dass die globale Arbeitsteilung, die während der letzten Jahrzehnte rasant angestiegen ist, allmählich ihr Plateau erreicht hat und sich nicht unbegrenzt weiter steigern lassen wird. Dies führt dazu, dass in Zukunft weniger zusätzliche, über Mengen- und Preiswachstum hinausgehende Wachstumseffekte durch eine zunehmende Globalisierung auf die Handelsströme angenommen werden kann. So ist der Welthandel-BIP-Multiplikator (der Faktor, um den der Welthandel stärker wächst als das globale BIP) von 3,5x in den 90er Jahren auf zuletzt nur noch 1,4x gefallen und wird in den nächsten Jahren auf diesem Niveau verharren.

Dr. Steffen Wagner: „Vor dem Hintergrund des neuen Wachstumskonsenses suchen die großen Unternehmen der Branche zunehmend nach Möglichkeiten, die langsamere Marktdynamik durch anorganisches Wachstum zu kompensieren.“
Beispiele hierfür sind:

  • Die angekündigte Übernahmen der Linienreederei NOL durch CMA CGM im Wert von 2,4 Mrd. USD,
  • des Schienengüterverkehrsunternehmen Norfolk Southern durch Canadian Pacific Railway im Wert von 27,5 Mrd. USD und
  • des Integrators TNT Express durch FedEx im Wert von 4,7 Mrd. USD

Grafik 2: M&A Transaktionen im Transport & Logistik Sektor

Quelle: Thomson ONE; KPMG-Analyse

Quelle: Thomson ONE; KPMG-Analyse

Ausblick

Dr. Steffen Wagner: „In den nächsten Jahren ist weiterhin mit hohen Investitionsaktivitäten im Transport- und Logistiksektor zu rechnen. Während für viele Unternehmen 2016 zunächst im Fokus der Integration der aktuellen Übernahmen stehen wird, stehen zahlreiche andere strategische Investoren bereit, ihre Barreserven für weitere mittlere bis großvolumige Übernahmen zu nutzen. Andere Unternehmen verändern ihr Geschäftsmodell und stoßen daher Unternehmensbereiche ab, wodurch die Verfügbarkeit von Übernahmemöglichkeiten ausreichend sein wird. Auch im Startup-Bereich kann mit weiter ansteigenden Venture Capital Investitionen gerechnet werden. Der Milliardenmarkt für Transport- und Logistikdienstleistungen ist gerade erst in das Blickfeld von Venture Capital Investoren geraten. Angesichts der bevorstehenden Veränderungen wie der immer schnelleren Digitalisierung von Geschäftsprozessen und des wachsenden Onlinehandels sind es insbesondere die flexiblen und innovativen Startups, die auf solche Trends reagieren und neue Lösungen bieten. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch strategische Investoren in ihnen neue Möglichkeiten zur Ergänzung bestehender Geschäftsmodelle sehen.“

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