Logistikkonzerne wollen Bahn die HHLA abjagen

Ein Artikel der Welt vom 01.12.2005:

Rhenus zeigt Interesse, Kühne + Nagel droht mit Abwanderung, Union fordert Offenlegung des Gesamtkonzepts

Das Tauziehen um den Umzug der Bahn von Berlin nach Hamburg wird härter. Nun will auch das Logistikunternehmen Rhenus bei der Hamburger Hochbahn(HHA) und der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) einsteigen. In der Transportbranche formiert sich zudem harter Widerstand gegen die Verkaufspläne des Hamburger Senats. "Wenn die Bahn den Zuschlag bei der Hamburger Hafen und Logistik AG bekommt, werden wir unsere Container an Hamburg vorbeileiten.", drohte Klaus-Michael Kühne, Mehrteilseigenr von Kühne+ Nagel, in der Welt. Kühne ist der weltweit größte Seetransporteur und konkurriert direkt mit der Bahn-Tochter Schenker. SPD-Verkehrsexperte Uwe Beckmeyer schlug vor, die Logistikaktivitäten der Bahn in Hamburg zu konzentrieren. Der Umzug der Zentrale sei nach der Ablehnung des Bundeskabinetts "vom Tisch". Eine Verlagerung des Bahnsitzes bedürfe laut Aktiengesetz der Zustimmung der Aktionäre, also des Alleineigentümers Bund. Der Unionsverkehrsexperte Georg Brunnhuber (CDU) fordert den Bahnvorstand auf, sein strategisches Gesamtkonzept im Kanzleramt und im Verkehrsunternehmen vorzulegen. Die Bahn sei in der Pflicht, den Konsens mit dem Bund wiederherzustellen. "Gelingt das nicht, wäre der Schaden enorm, auch für Mehdorn persönlich." In Unionskreisen heiß es, Kanzlerin Merkel sei "tief verärgert", ds Mehdorn sie in die Umzugspläne nicht eingebunden habe.

Der Verkauf von städtischen Unternehmen und Beteiligungen sind nicht
sind nicht ausschreibungspflichtig nach dem Gesetzgeber. Die Pflicht besteht nur bei der Vergabe von öffentlicher Aufträge.

Was haltet ihr davon, sollte man den Verkauf der HHA und der HHLA dennoch öffentlich ausschreiben, um die Chanchengleichheit zu wahren?
Und wie findet ihr die Reaktion von Kühne+Nagel, die mit dem Abzug des Containerverkehrs aus Hamburg drohen?

Ich höre gerne eure Beiträge.

Ich fände es sehr gefährlich, wenn die Bahn die Hamburger Hafengesellschaft aufkauft. Da wird sie immer im Verdacht stehen, dass Tochterfirmen wie Schenker Sonderkonditionen bekommt.

Die Bahn sollte erstmal schauen, dass Sie ihre hausgemachten Probleme im Schienenverkehr gelöst bekommt.

Kühne+Nagel könnte ich gut verstehen. Wer arbeitet gerne mit einem Tochterunternehmen des schärfsten Konkurrenten zusammen und verhilft ihm womöglich noch zu Gewinnen? Die sind gut beraten, nicht mit einer Schwesterfirma von Schenker zu verladen bzw. deren Ressourcen im Hafen zu nutzen.

Ich arbeite bei einer mittelständischen Spedition im Luftfrachtbereich und wir versuchen auch, bei der Vergabe von Aufträgen z.B. für den Vorlauf/Nachlauf die Mitbewerber wie K+N, Dachser, ABX, die ebenfalls auf dem Luftfrachtmarkt tätig sind zu meiden. Wenn die einen schlauen Verkauft haben, schauen die in die IATA- Liste und fragen in Ihrer LKW- Abteilung nach, wer von diesen Agenten Aufträge vergeben hat, was die widerum für Kunden haben, etc. Dass diese Unternehmen auf Grund des größeren Netzwerkes, etc. bessere Preise anbieten können, ist klar und somit würde der Mittelstand mal wieder den Kürzeren ziehen.