70 Überstunden pro Monat

Hab noch ein spannendes Thema. Lese gerade einen Kurzartikel indem es heisst, dass es im Zentrallager des Discounters Aldi in Salzgitter-Bad bei Mitarbeitern zu Mehrarbeit von bis zu 70 Stunden im Monat gekommen sein soll. Jürgen Reif, Leiter des zuständigen Gewerbeaufsichtsamtes in Braunschweig, bestätigte gegenüber dem „Spiegel“, dass es zu „beharrlichen Verstößen gegen das Arbeitsschutzgesetz“ gekommen sei, ohne jedoch Aldi ausdrücklich zu nennen. Auch die Lkw-Fahrer sollen von dem Überstundendruck betroffen sein. Die seit langem gängige Praxis stoppte offenbar nicht der Betriebsrat, sondern Anwälte und das Gewerbeaufsichtsamt, die im Spätsommer von den Verstößen erfuhren. Im Zentrallager, das über 70 Filialen zwischen Braunschweig, Wernigerode und Hildesheim beliefert, soll es daraufhin zu Neueinstellungen gekommen sein.

Wie schaut es bei euch in den Betrieben aus. Auch mehr Arbeit als Mitarbeiter? Wie werden Überstunden bei euch behandelt?? :wink:

Hallo,

als Speditionskaufmann muss ich sagen sind solche Stunden überhaupt keine Seltenheit, regelmäßig waren Arbeitszeiten von 7:00/7:30 bis 18:30 / 19:30 Uhr angesagt. Kam immer auf den jeweiligen Job an.

War aber auchmal ne zeitlang im Vertrieb Aussendienst unterwegs, da waren es immer so 40-45 Wochenstunden, also eher human.

Tja, und im Moment bin ich in der Industrie...was soll ich sagen, bin teilweise um 16:00 schon zu Hause (fange um 6:00 an). Hatte ich in meinem ganzen Arbeitsleben noch nicht.
Hab zwar keine Stechkarte sondern Vetrauensarbeitszeit, heisst ich komm über mein eigentlichen 39 Wochenstunden, weil ich es wirklich nicht so eng sehe, aber ich hatte schon Anrufe der Personalabteilung (nicht Betriebsrat!!), wenn Mitarbeiter von mir (mit Stechkarte) mehr als 10 Stunden da waren...die haben halt 35-Stunden-Woche, da ist so lange arbeiten schon fast Frevel.

Muss sagen mir missfällt das, weil ich von der Einstellung her eher arbeitgeberseitig orientiert bin und ich der Meinung bin daß eine Firma Gewinne erwirtschaften sollte um auch weiterhin konkurrenzfähig zu sein, und das ist mit solchen Zeiten bei wertschöpfender Tätigkeit nicht immer gewährleistet. Das Verhältnis stimmt da einfach nicht mehr. Und ich will meinen Arbeitsplatz auch morgen und übermorgen noch haben.

Heisst nicht daß ich die Sklaverei wieder haben will...;-)

Aber 40-42 Wochenstunden Arbeitszeit mit Option auf 10-15% Überstundenkorridor (heisst nach oben und unten!) fände ich absolut in Ordnung.

Dein Beispiel:
70 Stunden im Monat wären im Schnitt 15 Stunden pro Woche. Frage: Basis 40-Stunden-Woche oder wieviel?

Bei uns wären 15 Wochenstunden im gewerblichen Bereich bei 35-Stunden-Woche eine Wochenarbeitszeit von 50 Stunden/Woche, also 10 Stunden am Tag.

Beim Fahrer mit 48 Stunden wären das dann 63 Stunden, da hört der Spass langsam auf, wobei das (leider) fast branchenüblich ist.

Ein sehr schwieriges Thema, bei dem ich mir hier intern in Diskussionen oft schon den Mund verbrannt habe (wir haben 95% gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter!).

Und vor allem hochpolitisch!

Gruss

Juergen2

@jürgen 2

Jo, diese Arbeitszeiten kenne ich auch noch aus meiner Speditionstätigkeit. Ist aber schon ein paar Jährchen her.
Morgens um 6:00 Uhr die Eingangsscannung gemacht, dann 8 Stunden Büroarbeit und dann noch 2 Stunden Abfertigung.
Das wurde damals noch alles extra bezahlt. Kohle ohne Ende dafür keine Freunde mehr :cry:

Bin in der Zwischenzeit auch in der Industrie gelandet.

Hier haben wir die 40 Stunden Woche.
Überstunden können hier abgefeiert werden. Es sind bis zu 12 Gleittage pro Jahr zulässig. Die bekomme ich aber nicht zusammen.
Fange morgens um 7 Uhr an und werfe den Hammer um ca. 16 Uhr. Freitags meist noch etwas früher.
Es gibt noch "Altverträge". Diese Mitarbeiter können sich die Überstunden auch auszahlen lassen.
Das gilt aber für mich nicht.

Gruß
Thomcat

tja und jetzt kommt mal eine aussage von einem jungen mitarbeiter, der noch in der spedition tätig ist. in schwachen zeiten komme ich um halb 8 und gehe gegen 17 uhr. also human, manchmal allerdings spätschicht und dann je nachdem wie lange es dauert bis alle fahrer da sind komme ich zwischen 18 und 22 uhr anch hause aber fange trotzdem um halb 8 an.

wenn mal nichts zu tun ist und man eher nach hause möchte wird man schief angeguckt. eher feierabend als 17 uhr ist nur in begründeten ausnahmefällen erlaubt.

von z.b. der vorweihnachtlichen boom-zeit brauche und will ich garnicht sprechen.

also überstunden werden weder abgefeiert noch ausgezahlt. das gehalt ist noch dazu für'n arsch. so gern man seinen job da auch macht, sobald man die möglichkeit hat, ist man weg!

um nur mal so eine zahl in den ruam zu werfen jahresarbeitsleistung ist bei mir ca. 400 überstunden pro jahr gerechnet mit einer 40std. woche

in dem sinne

FMOler

@FMOler

Kann Dich gut verstehen.

Es gehört dann schon ne Menge Begeisterung für den Beruf dazu um täglich soviele Stunden "abzubrummen".
Denn so schön wie der Job als Spedi auch ist, von Danke alleine kann man nicht abbeissen.

Wir sind auch fast die einzigen in unserer VFW-Weiterbildung die aus der Industrie (35 - max. 40 Std.Woche) kommen.
Wenn ich so höre was die Jungs und Mädels ableisten, bin ich lieber mal still.
Befürchte nur das wird sich in Zukunft nicht grundlegend ändern!?!

Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist
:wink:
Gruß
Thomcat

Hallo,

Ich denke, dass Spediteure generell unterbezahlt sind. Es gibt natuerlich ausnahmen. Ich kenne dass auch. Man arbeitet 100 Tage lang immer 3 Stunden laenger und will dann mal einen Nachmittag frueher nach Hause und dass gibt dann Theater.

Gruss Shorty

Hallo zusammen,

"damals" in der Schifffahrt waren die Arbeitszeiten auch nicht anders: 10 - 15 Überstunden waren normal. Nach einigem beruflichen hin und her bin ich nun in einem japanischen Elektrokonzern als Abteilungsleiter im Import gelandet. Okay, in der Position sind Überstunden in der Höhe ebenfalls an der Tagesordnung, aber auch meine Mädels leisten hier tagtäglich mehr Stunden ab als in ihren Verträgen steht - besonders jetzt im Weihnachtsgeschäft.
Dafür haben wir aber ein wirklich tolles Arbeitszeitmodell, bei dem es sog. Büroöffnungszeiten von 06:00 bis 20:00 Uhr gibt. Sofern das Tagesgeschäft erledigt wird, können die Mitarbeiter in dieser Zeit ihre Arbeitszeit selbst bestimmen - natürlich alles innerhalb der 10 Std. max. Zusätzlich können die MA soviele Gleittage nehmen wie möglich, so dass zu den 30 Urlaubstagen durchaus noch 20 zusätzliche freie Tage im Jahr kommen können. So werden die in der Hochsaison aufgebauten Stunden in den Sommermonaten gern abgebummelt, wenn's ruhiger ist.

LG aus Hamburg
Oliver

Hallo Ihr Leidesgenossen,

in meiner alten Firma hatten wir eigentlich ein ordentliches System. Überstunden die anfielen wurden nicht ausbezahlt, aber man konnte sie abfeiern. Da wir im Frühjahr und im Herbst saisonale Spitzen bewaltigen mussten, hatten wir zudieser Zeit eine Urlaubssperre. Alle Mann da, keine oder nur wenige Überstunden. Die Urlaubsvertretung hat immer reingehauen, da kam man schnell auf eine 60 Stundenwoche. 38,5 Std. war Tarif. Aber alles in allem konnte man sich immer gut darauf vorbereiten und wusste was kommt.

Ich kann eigentlich nur von mir reden, aber ich habe gar kein Interesse in die Industrie zu wechseln. Die Gehälter werden in den Spedition auch besser und meine Meinung ist, dass es nirgends so viel Spass, Freude und tolle Arbeitskollegen gibt wie unter den Spedis.

Aber: jeder sieht's anders.

Hallo,

auch als „nicht Spediteur“ haben wir im Versandhandel eine 45 Stunden Woche als Regelarbeitszeit. Dazu kommt die Saison die ca. 6 Monate dauert und in der wir alle relativ viele Überstunden aufbauen. Ausbezahlt bekommen wir diese jedoch nicht. Seit neuem gibt es die Regelung dass man bis zu 100 Stunden aufbauen darf, wenn diese genehmigt sind, und wiederum abfeiern bis – 10 Std. Mit Gleitzeit wiederum hat das alles nichts zu tun.

Es ist schon vieles besser geworden und läuft mittlerweile geregelter ab. Das grundsätzliche wird sich aber auch in Zukunft nicht ändern oder verbessern.

oxmoxx