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Länder ermitteln bei vielen Lieferanten. Wie?


Warenursprung und Präferenzen: Wichtige Faktoren für die Berechnung von Zöllen und Steuern im internationalen Handel. Unser Forum Warenursprung und Präferenzen behandelt Fragen wie, was ist der Warenursprung und wozu dient er? Wie wird der Warenursprung bestimmt? Welche Auswirkungen hat der Warenursprung auf die Berechnung von Zöllen und Steuern im internationalen Handel? Was ist eine Lieferantenerklärung und wozu dient sie? Was ist eine Langzeit-Lieferantenerklärungen?


garwain Geschrieben am 18 November 2024



Dabei seit
18 November 2024
3 Beiträge
Hallo,
ich bin schon eine ganze Weile in der Thematik beschäftigt, hatte aber bislang nur "Standard", also einfache bzw. offensichtliche Vorgänge, was Lieferantenerklärungen betrifft.
In meinem jetzigen Job muss ich den ganzen "Mist" aufarbeiten, der hier ewig vernachlässigt wurde und brauche mal etwas Hilfe. Zwar habe ich schon einige Kurse belegt, aber das Ganze ist mir irgendwie immer zu oberflächlich gewesen. Nie wird in diesen Kursen gesagt was man konkret tun muss. Vielleicht kann mir das hier ja jemand verständlich erklären.

Wir handeln mit diversen Metallen (Kupfer, Alu etc.), die wir zum einen bei Händlern, zum anderen bei Herstellern und zum größten Teil in der Gießerei unseres Mutterkonzerns beziehen. Es sind immer ganze gegossene Platten, Rohre, Stäbe etc. die wir entweder in den Handelslängen weiter verkaufen oder in kundengewünschte Längen sägen.

Dazu beziehe ich von den meisten Herstellern Langzeit-LEs.

Ein Beispiel: Alu-Profile in verschiedenen Abmessungen von 6 Herstellern.
Hersteller 1 nennt in seiner LLE 41 Länder, Hersteller 2 = 45, Hersteller 3 = 39 etc.
Nehme ich alle 6 Hersteller und liste alle Länder auf und nehme nur die, die in allen 6 LLEs genannt werden,
komme ich auf 32.

Bisher wurde dann immer eine LLE für unsere Kunden ausgestellt, in der nur diese 32 Länder genannt sind.

Bei Einzel-LE suche ich mir die LLE bzw. in Einzelfällen habe ich Einzel-LE des Herstellers auf deren Rechnung, und kopiere dann einfach die dort gelisteten Länder in meine Vorlage und gut ist.

Nun kommen aber immer wieder Anfragen zu anderen Ländern. z.B. ist GB, Japan, Neuseeland nicht bei uns aufgeführt.
Ein Kunde geht mir ein wenig auf die Nerven, weil er behauptet, ich könne einfach alle Länder aufführen, die die IHK als "Mögliche" benennt, sofern das Material aus der EU kommt. Das ist meiner Kenntnis nach aber nicht richtig, oder?

Habe ich das bis dahin richtig gemacht, oder wie ermittel ich nun genau, ob/wie unser Material den Präferenzregeln entspricht? Wenn ich über die IHK oder WUP schaue, dann werde ich da an Text zugemüllt, wo ich nicht ersehe, wie ich dort ermitteln kann, ob unsere Ware dem Abkommen entspricht. Ist es wirklich so, dass ich diese Prüfung für alle 50 Länder, die in einer LLE stehen können, einzeln pro Artikel machen muss? Oder reicht es aus das pro "Tarifnummer pro Hersteller" zu machen (z.B. 74081100 von Hersteller A = Länder..... / 76051100 von Hersteller A = Länder .... / ... von Hersteller B = ....)?

Je mehr ich mich damit befasse, desto konfuser werde ich :D Blicke gerade nicht mehr durch.
Vielleicht kennt jemand auch eine gute Quelle wo das einfach erklärt wird, aber detaiiliert genau, um zu wissen was man exakt tun muss.

Vielen Dank schon mal für eure Hilde!

CARGOFORUM PARTNER

Erzi4 Geschrieben am 21 November 2024



Dabei seit
02 Dezember 2008
495 Beiträge
garwain wrote:

Ein Beispiel: Alu-Profile in verschiedenen Abmessungen von 6 Herstellern.
Hersteller 1 nennt in seiner LLE 41 Länder, Hersteller 2 = 45, Hersteller 3 = 39 etc.
Nehme ich alle 6 Hersteller und liste alle Länder auf und nehme nur die, die in allen 6 LLEs genannt werden,
komme ich auf 32.

Bisher wurde dann immer eine LLE für unsere Kunden ausgestellt, in der nur diese 32 Länder genannt sind.

Bei Einzel-LE suche ich mir die LLE bzw. in Einzelfällen habe ich Einzel-LE des Herstellers auf deren Rechnung, und kopiere dann einfach die dort gelisteten Länder in meine Vorlage und gut ist.
Du machst das alles richtig! Wenn Du die gleiche Ware von verschiedenen Lieferanten beziehst, diese dann bei Dir unter einer Materialnummer geführt und versandt wird und Du bei Verkauf tatsächlich nicht unterscheiden kannst, von welchem Vorlieferanten die verkaufte Ware konkret stammt, gilt stets der Worst Case. D.h., dass Du auf Deiner LLE auch nur den EU-Ursprung für die Abkommensländer bescheinigen kannst, für die Du auch einen Nachweis über die (Vor-)LLEs Deiner Lieferanten hast. Bei Deinem Beispiel wären das dann die genannten 32 Länder.

Wenn nun Deine Kunden nach LLEs mit weiteren Ländern, wie GB, JP oder NZ, fragen, kannst Du dem nur dann nachkommen, wenn alle relevanten Vorlieferanten den Ursprung für diese Länder ebenfalls bescheinigen. Bei Japan ist dabei zu beachten, dass die LLE zusätzlich eine Codierung für das sog. Ursprungskriterium enthalten muss (siehe auch hier).

garwain wrote:

Ein Kunde geht mir ein wenig auf die Nerven, weil er behauptet, ich könne einfach alle Länder aufführen, die die IHK als "Mögliche" benennt, sofern das Material aus der EU kommt. Das ist meiner Kenntnis nach aber nicht richtig, oder?
Ich denke, Du hast bereits selbst erkannt, dass diese Aussage kompletter Bullshit ist, gell?

garwain wrote:

Habe ich das bis dahin richtig gemacht, oder wie ermittel ich nun genau, ob/wie unser Material den Präferenzregeln entspricht? Wenn ich über die IHK oder WUP schaue, dann werde ich da an Text zugemüllt, wo ich nicht ersehe, wie ich dort ermitteln kann, ob unsere Ware dem Abkommen entspricht. Ist es wirklich so, dass ich diese Prüfung für alle 50 Länder, die in einer LLE stehen können, einzeln pro Artikel machen muss? Oder reicht es aus das pro "Tarifnummer pro Hersteller" zu machen (z.B. 74081100 von Hersteller A = Länder..... / 76051100 von Hersteller A = Länder .... / ... von Hersteller B = ....)?
Ich habe Deinen Post so verstanden, dass Du in einem reinen Handelsunternehmen arbeitest. Wenn dem so ist und Du auch keinen direkten Zugang zur Buchführung Deiner Muttergesellschaft hast, bist Du im Hinblick auf die Ermittlung des Präferenzursprungs auf die LEs/LLEs Deiner Lieferanten angewiesen. Die produktspezifischen Ursprungsregeln der Freihandelsabkommen kann nur der Hersteller anhand seiner Unterlagen, Stücklisten etc. prüfen. Nur, wenn Du unmittelbaren Zugang zu diesen Unterlagen Deiner Muttergesellschaft hättest, könntest Du die Ursprungskalkulation für deren Produktion theoretisch auch selbst machen und bräuchtest für diese unternehmensinternen Lieferungen keine LLE. Wenn nicht, dann bist Du auch hier auf LLEs Deiner Muttergesellschaft angewiesen und musst Dir über die produktspezifischen Ursprungsregeln keine großen Gedanken machen, abgesehen von den üblichen Sorgfaltspflichten eines ordentlichen Kaufmanns.

garwain wrote:
Vielen Dank schon mal für eure Hilde!
Meine Hilde kriegst Du nicht! ;-)

Saludos
Erzi4

julia1994 Geschrieben am 25 November 2024



Dabei seit
27 Dezember 2022
13 Beiträge
Hallo,

ich möchte mich auch kurz dazu melden, weil ich das Thema "Kunde möchte alle Länder auf der LLE haben, für die es ein Präferenzabkommen gibt" nur allzu gut kenne und weiß, welcher Aufwand da mit der Prüfung all jener Länder verbunden ist.

Ich prüfe zuerst immer, ob es für meine Zolltarifnummer in dem gewünschten Land überhaupt eine Zollbegünstigung gibt und die Ausstellung der LLE daher sinnvoll ist.

Ich mache das immer über die Access to Markets Datenbank.
Wenn ich da deine genannte Zolltarifnummer 7605 11 00 für GB eingebe, sehe ich, dass der MFN bereits bei 0% liegt.
trade.ec.europa.eu/acc...ination=GB

Die Prüfung bzw. Ausstellung einer LLE für GB wäre daher für diese Zolltarifnummer meines Erachtens unnötig, da ja ohnehin keine Zölle beim Import anfallen.

Beste Grüße

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