Incoterms + Inventories

Hallo,

fragt man heutzutage Logistikdienstleister, welchen Incoterm man am besten Nutzen sollte, um eingekaufte Waren von China nach Europa oder Amerika zu transportieren, erhält man weitestgehend die Antwort: FOB (z.B: Hafen "Shanghai" oder z.B. Bonded Logistics Park "Dalian"). Das sei das Beste für ein Unternehmen, da die Transparenz und Kontrollmöglichkeit voll beim Empfänger liege. Aus Inventory-sicht jedoch macht dies durchaus keinen Sinn, denn bei Übergabe der Ware bspw. im Hafen hat man als Kunde dann gleich den Bestand "in transfer/transit".

Hierbei würde sich evtl. DDU anbieten, jedoch mit dem Zusatz, dass der Lieferant in China den vom Kunden auserwählten Spediteur / Logistikdienstleister zu nehmen hat. Somit hat "theoretisch" der Kunde keine "Inventories in transfer/transit" mehr, aber dennoch volle Transparenz und Kontrollmöglichkeit in der Transportkette und der Lieferant kann durchaus von den niedrigeren Preisen für den Containertransport von China nach Europa oder Amerika profitieren. Also eine Art "win-win-Situation" !?

Nun meine Frage:
Wer hat Erfahrungen solcher Art bereits gemacht (egal ob pos. oder neg.)?
Wie ist die Akzeptanz der Chinesischen Lieferanten auf ein solches Konstrukt?

Ich freue mich über jedes Feedback.

MfG

Hallo Chinalogistik,

wir haben durchaus Lieferverträge mit chinesischen Kunden, die auf DDU oder CIF Europa lauten, bei denen wir als Kunde aber den Spediteur vorgeben, der Lieferant originär den Spedi bezahlt.
Allerdings ist dies nicht die Regel. Gerade chines. Klein- und Mittelstandsunternehmen haben damit Schwierigkeiten.
Das hängt u. a. damit zusammen, dass bei CIF oder DDU das Zahlungsziel für die Fälligkeit der Rechnung erst bei Lieferung = Ankunft zu laufen beginnt ("Eigentumsübergang"). Damit tun sich viele Lieferanten etwas schwer, insbesondere bei Seeverkehren, da sich die Ware sehr lange auf dem Transportweg befindet und der Absender nicht den Eintrefftermin vorher genau bestimmen kann. Klar, dass dann der Lieferant Zinsen für die Transportdauer in den Preisen hereinnimmt, bei Grossfirmen ist dies i. d. R. auch nicht das Problem, die können in finanzielle Vorleistung gehen, Klein - oder Mittelstandsunternehmen tun sich hier etwas schwerer.
In vielen Fällen haben gerade die Klein und Mittelständler Null-Erfahrung und Ahnung von den Rechten-und Pflichten in internationalen Geschäft in Bezug auf Transporte und Gefahrenübergängen. Sie wollen nichts damit zu tun haben und sich nicht damit auseinandersetzen. Sprachprobleme kommen hinzu. Tritt ein Problem auf dem Transportweg innerhalb Chinas auf, so sind sie in der Lage dies in ihrer eigenen Sprache mit dem lokalen Spediteur abzuwickeln. Geht allerdings etwas schief, nachdem die Ware den Einflussbereich des lokalen Spedis überschritten hat, so scheiters schlichtweg oft an mangelnden Englischkenntnisse: das Problem wird nicht erkannt/verstanden, entsprechend wird nicht reagiert und eingegriffen...

Soviel dazu...

Kotschi