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Leistungsmessung Kommissionierung
Effektive Lagerlogistik: Erfahrungsaustausch, Tipps und Tricks für bessere Prozessabläufe. Unser Forum Lagerlogistik und Flurförderzeuge behandelt Fragen wie, welche Flurförderzeuge eignen sich am besten für den Einsatz in meinem Lager? Welche Vorschriften gibt es bei der Verwendung von Flurförderzeugen in der Lagerlogistik? Welche Lagertypen gibt es und welcher eignet sich am besten für meinen Bedarf? Wie optimiere ich den Platzbedarf in meinem Lager? Welche Vorschriften gibt es bei der Einrichtung und dem Betrieb von Lagern? Welche Soft- und Hardware ist die beste Lösung für mein Lager?
lager2.0 |
Geschrieben am 07 November 2018
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Dabei seit 13 August 2018 9 Beiträge
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Hallo,
ich bin auf der Suche nach einer praktischen Methode der Leistungsmessung von Kommissionierern. Ich habe recherchiert und bin bisher auf die Methode der Zeitmessung gestoßen (Wegzeit+ Basiszeit+Greifzeit+Totzeit) und weiß, dass bei der Zeitmessung viele Einflussgrößen (Lagerlayout, Artikelstruktur etc.) beachtet werden müssen. Das Lager hat über 2000 Lagerplätze auf 4 Regalebenen verteilt, die Kommissionierer sind mit Kommissionierwagen unterwegs und die Kommissionierung erfolgt derzeit papiergestützt.
Was mir bei diesem Verfahren in der praktischen Umsetzung nun Kopfschmerzen bereitet:
Wie lässt sich eine Vorgabezeit für die Wegzeit ermitteln, wenn bei einem Kommissionierauftrag mit mehreren Positionen der Artikel aus jedem Punkt des Lagers angesteuert werden kann? Je nach Reihenfolge, mit der einzelne Positionen bearbeitet werden? Oder sind die Kommissionierzeiten gar nicht unterteilt in Basis-, Weg-, Greif- und Totzeit pro Position, sondern allgemein pro Auftrag (Anzahl der Positionen) zu ermitteln?
Und wie erfolgt die Zeitmeldung durch den Kommissionierer bei der Auftragsbearbeitung, nachdem Vorgabezeiten ermittelt und bekannt sind? Ist da eine papiergestütze Kommissionierung noch denkbar?
Gibt es vielleicht ganz andere Methoden zur Leistungsmessung?
Vielen Dank.
Lieben Gruß
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MagNet-99 |
Geschrieben am 08 November 2018
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Dabei seit 16 Juni 2006 2708 Beiträge
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Hallo,
warum möchtest du denn die Leistung der Kommissionierer messen ?
Alles was du schreibst ist richtig und die Probleme hast du auch erkannt (unterschiedliche Wegezeiten und Papierbelege).
Das Thema Leistungsmessung is arbeitsrechtlich belegt, also Vorsicht in der Kommunikation und sofern ihr einen Betriebsrat habt ist dieser verpflichtend einzubinden. In der Regel endet das dann in einer Betriebsvereinbarung.
Die unterschiedlichen Wegzeiten sind bei einer Gruppen-Leistungsprämie relativ uninteressant. Bei einer personenbezogenen Prämie müssten die Kommissionieraufträge entweder so gleichmäßig verteilt werden, das alle Kommissionierer die gleiche Chance haben die vereinbarte Leistung zu erreichen (was unrealistisch ist) oder der Kommissionierauftrag muss um den Faktor Wegzeiten ergänzt werden. Das lässt sich alles machen.....
Wenn Du weiter mit Papierbelegen arbeitest, dann musst du den Mitarbeitern ein Stück weit vertrauen, was die manuellen Zeitangaben auf den Kommissionierbelegen angeht, und du musst die Belege im Nachgang erfassen. Dabei kann es zu Fehleingaben kommen und vor allem zu zeitverzögerten Auswertungen, die das Vertrauen in die Leistungsmessung schwächen werden. Was passiert wenn sich Mitarbeiter ungerecht behandelt fühlen, brauche ich dir nicht zu erklären...
Denk auch mal über Qualitätsziele nach. Was bringt dir ein schneller Kommissionierer, der dabei Fehler macht und Kundenreklamationen erzeugt.
Gerne weitere Diskussion zu diesem spannenden Thema.
Gruss
MagNet-99
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lager2.0 |
Geschrieben am 08 November 2018
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Dabei seit 13 August 2018 9 Beiträge
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Hallo MagNet-99,
vielen Dank für die Antwort.
Mich wundert es, dass die Idee der Leistungsmessung fraglich zu sein scheint, da es doch immer häufiger eingesetzt wird (nach meinen Recherchen).
Ziel ist es herauszufinden, wer fleißig ist und entsprechend viel leistet und diejenigen mit einem Bonus zu belohnen. Dazu würde ein Prämienlohnsystem eingeführt werden. Die Hoffnung dabei ist auch alle „Lowperformer“ zu motivieren ihre Leistung zu erhöhen. Um die Qualität weiterhin zu gewährleisten, könnte zusätzlich doch noch eine Qualitätsprämie hinzugefügt werden, die man erhält, sofern Grenzen für Kommissionierfehler nicht erreicht werden.
Wieso sind bei Gruppen-Leistungsprämien die Wegzeiten uninteressant? Wie würden denn da Vorgaben ermittelt werden? Würde eine Gruppen-Leistungsprämie den Einzelnen denn genauso motivieren, wenn am Ende nur das Gesamtergebnis relevant ist und nicht die Einzelleistung?
Jetzt schreibst du, dass es sich machen lässt, um den Faktor Wegzeiten zu ergänzen. Aber wie? Gibt es dafür eine bestimmte Software oder Geräte? Oder anhand einer Formel näherungsweise berechnen? Irgendwie komme ich da auf keine Lösung.
Lieben Gruß
lager2.0
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MagNet-99 |
Geschrieben am 13 November 2018
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Dabei seit 16 Juni 2006 2708 Beiträge
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lager2.0 wrote: |
Mich wundert es, dass die Idee der Leistungsmessung fraglich zu sein scheint, da es doch immer häufiger eingesetzt wird (nach meinen Recherchen). |
'Fraglich' ist nicht der richtige Ausdruck. Du musst dir nur darüber im klaren sein, dass das Thema mitbestimmungspflichtig ist: www.gesetze-im-interne.../__87.html . Der Datenschutz ist an dieser Stelle ebenfalls interessant (§ 32 Abs. 1 Satz 1 BDSG).
lager2.0 wrote: |
Ziel ist es herauszufinden, wer fleißig ist und entsprechend viel leistet und diejenigen mit einem Bonus zu belohnen. Dazu würde ein Prämienlohnsystem eingeführt werden. Die Hoffnung dabei ist auch alle „Lowperformer“ zu motivieren ihre Leistung zu erhöhen. Um die Qualität weiterhin zu gewährleisten, könnte zusätzlich doch noch eine Qualitätsprämie hinzugefügt werden, die man erhält, sofern Grenzen für Kommissionierfehler nicht erreicht werden. |
Ja, alles richtig. Die MA mit einer geringeren Leistung zu ermitteln ist natürlich genauso interessant wie die Auswirkungen des Ergebnisses. Was machst du denn mit deinen 'Lowperformern' ? Motivieren ? Wie denn ? Haben die denn überhaupt die Chance alle das Gleiche zu leisten ? Alter ? Körperliche / geistige Eignung ? Erfahrung ?
Ich finde hier eher spannend, sich die Highperformer anzusehen und zu schauen wie die arbeiten. Es haben zwar alle die gleiche Aufgabe (kommissionieren), aber die schnellen MA haben entweder ihren Arbeitsprozess gut optimiert oder umgehen vorgegebene Standards. Optimierte Prozesse sollte man zu 'Best practise' erklären und alle anderen MA ebenfalls darauf trainieren. Werden Standards umgangen um schneller zu sein, müssen andere Fragen gestellt werden...Qualität ? Arbeitssicherheit ?
lager2.0 wrote: |
Wieso sind bei Gruppen-Leistungsprämien die Wegzeiten uninteressant? Wie würden denn da Vorgaben ermittelt werden? Würde eine Gruppen-Leistungsprämie den Einzelnen denn genauso motivieren, wenn am Ende nur das Gesamtergebnis relevant ist und nicht die Einzelleistung? |
Du misst fortlaufend Ergebnisse, bildest eine Datenreihe und leitest dann davon ein sinnvolles Ziel ab, z.B. 5 % Leistungssteigerung ab 1.12.2018. Danach misst du die Zielerreichung. Aus meiner Erfahrung ist die Kombination aus Gruppen- und persönlichen Zielen am wirksamsten. Z.B. Die Kommissionierleistung (Durchsatz und Termintreue) als Gruppenprämie und Qualität als persönliche Prämie. Ob die Prämie motiviert ist eh vom leistungsabhängigen Anteil des Gesamtentgeltes abhängig. Da gibt es bei Einzelprämie MA die sagen: Na und ! Zieh mir doch 10% ab, aber lass mich gefälligst in Ruhe Chef !....Bei 25% Anteil sieht das sicher anders aus. In der Gruppe übernehmen die Highperformer in der Regel die Motivationsaufgabe der Führungskraft. Da heisst es dann wieder aufpassen, das es nicht in andere Probleme ausartet (Mobbing...).
lager2.0 wrote: |
Jetzt schreibst du, dass es sich machen lässt, um den Faktor Wegzeiten zu ergänzen. Aber wie? Gibt es dafür eine bestimmte Software oder Geräte? Oder anhand einer Formel näherungsweise berechnen? Irgendwie komme ich da auf keine Lösung. |
Du brauchst eine Matrix mit den Entfernungen/Zeiten zwischen den Fächern. Normal machst du das innerhalb einer Gasse und hast dann noch eine Zeit für den jeweiligen Gassenwechsel. Das wäre übrigens auch die Basis für einen Wegezeitenoptimierung weil du darüber Wegprofile ermitteln kannst. Habt ihr da schon Optimierungen ? Nach welchen Kriterien werden die Positionen auf der Kommissionierliste ausgegeben ?
Gruss
MagNet-99
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lager2.0 |
Geschrieben am 18 November 2018
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Dabei seit 13 August 2018 9 Beiträge
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Hallo MagNet-99,
dass das Ganze nur mit dem Betriebsrat möglich ist, weiß ich. Die Idee, die Leistung der Highperformer näher zu betrachten und darauf aufbauend dann Vorgaben zu ermitteln, ist echt gut. Behalte ich im Hinterkopf.
Bezüglich der Wegzeiten gibt es noch keine Optimierungen und Kriterien bei der Ausgabe der Kommissionierlisten gibt es bisher auch noch nicht. Das wird jetzt erst langsam alles aufgebaut.
Danke für die Informationen.
Freundliche Grüße,
lager2.0
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MagNet-99 |
Geschrieben am 19 November 2018
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Dabei seit 16 Juni 2006 2708 Beiträge
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Hallo lager2.0,
Die Wegeoptimierung wird interessant, wenn du einen entsprechend hohen Durchsatz im Kommissionierlager hast (Skaleneffekt). Die Wegeoptimierung kann dir helfen, die Anzahl der MA im Lager zu reduzieren und ist kombiniert mit einer Case Calculation gleichzeitig eine gute Basis für Multi-Order-Picking. Aber immer Schritt für Schritt ;-) Wenn du noch keine Optimierung auf der Kommissionierliste hast und die Wegeoptimierung noch nicht eingestellt ist, dann kannst du z.B. erstmal die Kommissionierliste im System nach Gewicht sortieren lassen. Wenn du die schwersten Artikel zuerst picken lässt, dann hat der Kommissionierer weniger Umpackaufwand. Das kann je nach Durchsatz auch schon einen gute Kostenreduktion bringen. Weiterhin macht es Sinn zu überlegen welche Vorgaben der Kommissionierer für die Karton- oder Behälterauswahl bekommt anstatt es jedem selbst zu überlassen.
Gruss
MagNet-99
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lager2.0 |
Geschrieben am 21 November 2018
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Dabei seit 13 August 2018 9 Beiträge
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Hallo MagNet-99,
ich hätte da noch eine Frage: Gibt es eine Möglichkeit die Kommissionieraufträge bei einer papiergestützten Kommissionierung möglichst gerecht unter den Kommissionierern zu verteilen, sodass im Schnitt jeder gleich viele Chancen hatte, z.B. Aufträge mit nur einer Position zu bearbeiten? Läuft es dann darauf hinaus, dass man für jeden MA quasi eine Strichliste mit seinen bisher bearbeiteten Aufträgen führt, um den Überblick zu behalten? Oder ist es egal, da die zu erreichende Leistung an den Auftrag gebunden ist, also dass man die Normalleistung für genau diesen Auftrag erreicht bzw. übertrifft und es dafür entsprechend eine Prämie gibt und nicht daran, welche Aufträge man hatte und wie viele man davon hatte? Glaubst du es könnte auf Dauer dazu führen, dass die MA sich ungerecht behandelt führen?
Lieben Gruß,
lager2.0
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MagNet-99 |
Geschrieben am 22 November 2018
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Dabei seit 16 Juni 2006 2708 Beiträge
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Hi lager2.0,
ich musste schmunzeln als ich deine Nachricht gelesen habe, nachdem du Leistungsmessung einführen möchtest und Druck auf die Lowperformer, wie du sagst, ausüben möchtest, machst du dir jetzt Sorgen ob sich Mitarbeiter ungerecht behandelt fühlen könnten ;-)
Und zu Recht ! Natürlich passiert genau das. Kann sogar sein, das sich eine Hackordnung bildet und die clevereren oder kräftigeren oder rücksichtsloseren Kollegen sich immer die 'besseren' Aufträge nehmen. Das führt zu Stress im Team, und im schlimmsten Fall zu Mobbing und/oder Fluktuation. Gesunkene Motivation führt zu schlechterer Qualität usw... es gilt also das Leistungsbemessungssystem für den Mitarbeiter transparent und gerecht zu gestalten. Alles andere ist kontraproduktiv. Ich empfehle deshalb auch so ein System immer erst nur zur Probe einzuführen. Es dann vielleicht 1-2 Monate zu testen und dann ggf. nochmal anzupassen.
Aber zu deiner Frage: Warum misst du denn Aufträge anstatt Auftragspositionen + eine Verteilzeit je Auftrag ?
Um es gerecht zu gestalten gibt es diverse organsiatorische Möglichkeiten. Am einfachsten ist das natürlich digital, über Algorithmen Queues zuweisen..usw...aber wenn du nur Papier hast, dann kannst du z.B. zu Arbeitsbeginn im Team Kommissionieraufträge transparent zuweisen. Der Teamleiter o.ä. drückt also den Kommissionierern ihre Arbeit in die Hand. Damit gibt es nur Kommunikationsbedarf zwischen MA und FK, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt und keinen Stress unter den Kollegen. Oder du stellst Ausgabekörbe auf, in denen nach Positionsanzahl vorsortiert ist und die MA bekommen Regeln, in welcher Reihenfolge sie sich aus den Körben bedienen dürfen. Eine andere Möglichkeit wäre je Auftrag einen Schwierigkeitsindex zu vergeben, der als Multiplikator zur Leistung verwendet wird, nach deiner Methode z.B. Aufträge mit nur einer Position Faktor 1,5 und Aufträge mit über 5 Positionen Faktor 0,8. Am Ende muss dem Kommissionierer aus Leistungsmessungssicht egal sein, wieviele Positionen der Auftrag hat. Aber wie schon geschrieben, ich würde in Positionen + Verteilzeit messen, das macht mehr Sinn.
Gruss
MagNet-99
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lager2.0 |
Geschrieben am 26 November 2018
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Dabei seit 13 August 2018 9 Beiträge
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Hallo MagNet-99,
vielen Dank für die Antwort und die zahlreichen Informationen.
Lieben Gruß,
lager2.0
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