Deutsche Bahn will Schenker enger binden

Gemäss der FTD Online von heute bereitet die Deutsche Bahn eine engere Anbindung der Speditionstochter Schenker an den Konzern vor. Was haltet ihr davon und vor allem unter dem Gesichtspunkt der dafür angegebenen Gründe? Der Artikel lautet wie folgt:

Die Deutsche Bahn bereitet eine engere Anbindung der Speditionstochter Schenker an den Konzern vor. Nach Informationen aus dem Bahn-Umfeld sollen Schenker, der Schienengüterverkehr Railion und der neu erworbene US-Luftfrachtanbieter Bax zusammengeführt werden.

Dieses neue Tochterunternehmen würde rund 15 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaften. Das Geschäft läuft unter dem Namen DB Transport und Logistik. Der Sparte vorstehen soll der jetzige Bahn-Logistikvorstand Norbert Bensel. Dem bisherigen Schenker-Chef Thomas Held wurde nur der Posten des Finanzvorstands angeboten.

Um die Personalien werde aber noch erbittert gestritten, hieß es. Eine endgültige Festlegung auf die neue Struktur gebe es noch nicht. Ein Bahn-Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren.


Andere Strategie als beim Kauf des Logistikers

Fast vier Jahre nach der Übernahme von Schenker ändert die Deutsche Bahn damit ihre Strategie. Schenker war 2002 beim 2,5 Mrd. Euro schweren Kauf von Stinnes an den Konzern gefallen. Seither hatte die Sparte mit Sitz in Essen weitreichende Freiheiten genossen; eine Fusion mit dem Güterverkehr auf der Schiene hatte die Bahn damals ausgeschlossen.

Schenker transportiert vor allem Waren auf der Straße, ist aber auch bei Luft- und Seefracht stark vertreten. Dem Unternehmen hat die Unabhängigkeit nicht geschadet: Die Sparte ist neben dem staatlich bezuschussten Nahverkehr die lukrativste der Bahn. Zu den 253 Mio. Euro Konzerngewinn des vergangenen Jahres steuerte Schenker 193 Mio. Euro bei.

"Wir wollen Synergien zwischen Schenker und Railion heben", hieß es aus dem Konzern. Durch die Übernahme von Bax dränge das Problem zusätzlich. "Eitelkeiten spielen aber auch eine Rolle", sagte ein Insider. Dem Bahn-Vorstand missfalle, dass Schenker immer wieder als Perle des Konzerns hervorgehoben werde.


Zugpferd für die Börse

Die engere Anbindung dürfte auch im Zusammenhang mit dem geplanten Bahn-Börsengang eine Rolle spielen. Das Logistikgeschäft ist ein Zugpferd der Börsen-Story. Allerdings werden von Politikern immer wieder Forderungen laut, die Bahn solle die Sparte separat an den Kapitalmarkt bringen. Mit den Erlösen lasse sich das Finanzierungsproblem des Konzerns in den Griff bekommen.

Auch der Rechnungshof hat in einem Gutachten-Entwurf diese Lösung ins Spiel gebracht. Integriert die Bahn Schenker stärker, wird es aber schwieriger, die Spedition herauszulösen.

Bis zum Abschluss des Bax-Kaufs, der Ende des Monats erwartet wird, soll die neue Struktur stehen. Die rechtliche Umsetzung werde aber noch einige Wochen dauern. Schenker-Mitarbeiter befürchten, dass mit der engeren Anbindung die starke Identität des 134 Jahre alten Unternehmens leiden könnte. Die Marken Schenker und Railion sollen aber als Namenszusatz erhalten bleiben.