Autonomes Fahren mit Blockchain
Ein Studierenden-Team der Universität Bayreuth hat in der weltweiten MOBI Grand Challenge den dritten Platz erzielt. Der Wettbewerb prämiert innovative Anwendungen der Blockchain-Technologie auf den Gebieten Transport und Automobilität. Mit einem neuen Konzept, das autonomes Fahren und ein Blockchain-gesteuertes Vergütungssystem kombiniert, konnten sich die Studierenden aus Bayreuth in der Endrunde gegenüber 21 anderen Teams durchsetzen.
Matthias Babel, Jonas Brügmann und Nicolas Ruhland, Studierende der Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth, haben gemeinsam ein innovatives Konzept für ein marktfähiges „Platooning“ entwickelt. Der Begriff bezeichnet einen Vorgang, bei dem zwei oder mehrere Fahrzeuge in einem sehr geringen Abstand hintereinander fahren. Die Fahrzeuge tauschen ihre Sensordaten ständig miteinander aus, so dass Lenkräder, Gas- und Bremspedale der nachfolgenden Fahrzeuge mit hoher Präzision automatisch gesteuert werden. Durch diesen Datenaustausch sind alle beteiligten Fahrzeuge wie durch eine unsichtbare Deichsel miteinander verkoppelt und können eine Kolonne bilden. Das Fahrzeug an der Spitze wird von einer Person gesteuert, die Passagiere in den nachfolgenden Fahrzeugen haben das Erlebnis eines autonomen Fahrens, ohne dass sie nicht-menschlichen Systemen die volle Kontrolle geben müssen.
Mit dem Austausch der Sensordaten haben die Bayreuther Preisträger ein Vergütungssystem kombiniert, bei dem IOTA – eine Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie – zum Einsatz kommt: Die Sensordaten bilden die Basis für parallel ablaufende Zahlungsströme, mit denen die entstehenden Kosten nahezu zeitgleich vergütet werden. Diese neue Anwendung von IOTA haben die Studierenden im BlockchainLab der Fraunhofer Projektgruppe für Wirtschaftsinformatik entwickelt, die mit der Universität Bayreuth eng kooperiert.
„Wir waren alle sehr überrascht, aber zugleich auch stolz, als wir erfahren haben, dass wir zu den Finalisten der MOBI Grand Challenge zählen“, sagt Jonas Brügmann. „Es war beeindruckend, wie Jonas, Matthias und Nicolas zu einem Team zusammengewachsen sind und mit einer unglaublichen Intensität daran gearbeitet haben, die internationale Jury zu überzeugen“, ergänzt Jannik Lockl M. Sc., der die Studierenden seitens der Bayreuther Blockchain-Forschungsgruppe betreut hat. Er ist Mitarbeiter bei Prof. Dr. Gilbert Fridgen, dem Leiter des BlockchainLab, der an der Universität Bayreuth eine Professur für Wirtschaftsinformatik und Nachhaltiges IT-Management innehat.
Um der Jury anschaulich vorzuführen, wie Platooning mit einem Vergütungssystem auf der Basis von Blockchain kombiniert werden kann, hat das Bayreuther Team Modellautos gebaut, die das neue Konzept in die Praxis umsetzen. Die Prototypen zeigen beispielhaft, wie ein wirtschaftlich erfolgreiches Platooning schon in naher Zukunft im Automobilmarkt realisiert werden kann. „Die Vision des autonomen Fahrens, die noch vor wenigen Jahren als unrealistischer Wunschtraum abgetan wurde, rückt heute immer mehr in greifbare Nähe. Dazu tragen auch die innovativen Ideen unseres erfolgreichen Studierenden-Teams bei. Das Platooning stellt einen wichtigen Schritt hin zum vollautonomen Verkehr dar und wird möglicherweise schon bald einen festen Platz in modernen, umweltfreundlichen Transportsystemen erobern“, meint Projektleiter Fridgen.