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Chinas Industriepolitik lässt deutsche Firmen im Reich der Mitte aufhorchen

Außenhandel & Zoll | Montag, 15 September 2014 | 1342 | 0
Die Manager deutscher Unternehmen in China bewerten die Entwicklung des regulatorischen Umfelds in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zunehmend skeptisch. Trotzdem geht die Mehrzahl der Entscheidungsträger von weiter zunehmenden Handelsaktivitäten deutscher Unternehmen im Reich der Mitte aus. Dies sind die zentralen Ergebnisse des ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometers China im dritten Quartal 2014.
In dieser Umfrage werden deutsche Führungskräfte in China vierteljährlich um Auskunft gebeten zur allgemeinen Entwicklung der chinesischen Wirtschaft, zur Entwicklung der rechtlich-regulatorischen Rahmenbedingungen sowie zu Investitionen und Firmenübernahmen in verschiedenen Branchen. Durchgeführt wird die Umfrage vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und PricewaterhouseCoopers (PwC).

In Bezug auf wichtige institutionelle Faktoren wie geschäftliche Zustimmungserfordernisse, Finanzierungsmöglichkeiten, Besteuerung oder öffentliche Ausschreibungen hat sich gegenüber dem zweiten Quartal 2014 der Anteil der Befragten, die in den kommenden sechs Monaten von einer Verbesserung ausgehen, verringert. Zugleich hat der Anteil derjenigen zugenommen, die bezüglich der institutionellen Faktoren zumindest eine leichte Verschlechterung erwarten. Dies könnte auch eine Folge der jüngeren Bestrebungen der chinesischen Zentralregierung sein, bereits vorhandenen industriepolitischen Regelungen mehr Nachdruck zu verleihen. Die Diskussion darüber wird zurzeit bewusst sehr öffentlichkeitswirksam ausgetragen.

Das aktuelle ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometer deutet auch auf eine weiter zunehmende Unsicherheit unter den befragten Führungskräften im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung Chinas in den kommenden zwölf Monaten hin. Sahen die Manager die Chance auf eine spürbare konjunkturelle Verbesserung vor neun Monaten im Mittel noch bei knapp 50 Prozent, so ist der entsprechende Wert inzwischen auf 30 Prozent zurückgegangen. Die geschätzte Wahrscheinlichkeit einer spürbaren konjunkturellen Eintrübung hat sich im selben Zeitraum mit jetzt 26 Prozent mehr als verdoppelt: "Trotz der im Frühjahr eingeleiteten staatlichen Konjunkturmaßnahmen sind einige ökonomische Fundamentaldaten zuletzt deutlich hinter ihrem gewohnten Niveau zurückgeblieben. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Bewertung der aktuellen Konjunktursituation ebenso wider wie in den Konjunkturerwartungen. Beide waren seit Beginn der Umfrage im letzten November noch nie so niedrig", betont Jens-Peter Otto, Partner und China-Experte bei PwC.

Für den nachlassenden Konjunkturoptimismus dürften auch die jüngsten wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen der chinesischen Regierung eine Rolle gespielt haben. Davon waren insbesondere die deutschen Automobilhersteller und deren Zulieferer in China als dortige Marktführer betroffen. "Die konsequentere Nutzung bestehender wettbewerbspolitischer Spielräume ist bei deutschen Firmen in China natürlich nicht unbemerkt geblieben, und zwar nicht nur in der Automobilindustrie", hebt Dr. Oliver Lerbs, Projektleiter des Wirtschaftsbarometers China  am ZEW, hervor. Anders als noch vor drei Monaten erwartet eine Mehrzahl der Experten, dass sich die Direktinvestitionszuflüsse nach China innerhalb der kommenden sechs Monate verringern werden.

Wirtschaftsbeziehungen deutscher Unternehmen in China bleiben auf Expansionskurs

Die Mehrheit der befragten Führungskräfte ist optimistisch, dass die Handelsaktivitäten deutscher Unternehmen in China im kommenden Halbjahr trotz ungewisser Konjunkturdynamik und möglichen wirtschaftspolitischen Eingriffen weiter zunehmen werden. Die Stimmung ist jedoch nicht mehr ganz so überschwänglich wie zuletzt: Während die Differenz aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen diesbezüglich Ende 2013 noch bei 60 Punkten lag, ist der entsprechende Saldo nun auf 36 Punkte gesunken. Dennoch überwiegt die Zahl der Optimisten unter den Befragten die Zahl der Pessimisten nach wie vor deutlich.

Die Übernahme ausländischer Firmen durch chinesische Unternehmen wird sich laut Einschätzungen der Experten weiter expansiv entwickeln: Zwar verliert der entsprechende Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen im Vergleich zum Vorquartal gute acht Punkte, steht aber weiterhin bei 61,8 Punkten. Zunehmend weniger optimistisch, aber trotzdem stark beurteilt wird die Rolle der deutschen Volkswirtschaft als Investitionszielland: "Größere Engagements wie zuletzt im Fahrzeug- und Maschinenbau sind öffentlichkeitswirksam und unterstreichen den Wunsch, neben einem Know-How-Zugang auch neue Vertriebswege in Deutschland zu erschließen", erläutert Otto.

Bezüglich der erwarteten Entwicklung der Investitionstätigkeiten in Schlüsselbranchen zeigt sich bei elf von 14 Wirtschaftszweigen ein im Vergleich zum zweiten Quartal 2014 unverändertes Stimmungsbild. Bei Einzelhandel, Energie und Maschinenbau haben sich die Erwartungen leicht eingetrübt. Die stärksten Steigerungen werden für Versicherungen und Dienstleister erwartet, wohingegen in der Stahl- und Metallindustrie sowie im Bausektor weiter von einem spürbaren Abbau vorhandener Überkapazitäten ausgegangen wird.

Sonderfrage Unternehmensfinanzierung

Erstmals wurden die deutschen Manager in China in diesem Quartal zu einem aktuellen Sonderthema befragt. Gegenstand waren die künftige Bedeutung verschiedener Finanzierungsarten für die Finanzierung neuer Geschäftsaktivitäten in China sowie der Zugang deutscher Unternehmen zum chinesischen Kapitalmarkt. Den größten Bedeutungszuwachs als Finanzierungsquelle wird innerhalb der nächsten zwei Jahre aus Sicht der befragten Unternehmer die Eigenfinanzierung über selbst erwirtschaftete Gewinne erfahren. Knapp 80 Prozent der Manager geben diese Finanzierungsart als eine von fünf möglichen an. Die Geschäfte deutscher Unternehmen in China scheinen also im Allgemeinen mittlerweile so profitabel zu sein, dass Erweiterungsinvestitionen zu großen Teilen aus erwirtschafteten Cash Flows finanziert werden können. Die Zuführung von Eigenkapital durch die Muttergesellschaft in Deutschland sowie die Fremdfinanzierung bei der Mutter (z.B. über Gesellschafterdarlehen) wurden von 49 Prozent bzw. 32 Prozent der Befragungsteilnehmer als Finanzierungsformen mit dem größten Bedeutungszuwachs genannt. Weniger relevant erscheint dagegen die Fremdkapitalaufnahme am Banken- und Kapitalmarkt in China (zwölf Prozent bzw. fünf Prozent), was auch in vergleichsweise hohen administrativen Hürden begründet ist. Dennoch kann sich ein überraschend hoher Anteil von 22 Prozent der befragten Unternehmen vorstellen, mittelfristig eine Unternehmensanleihe in China zu platzieren, wobei die sogenannten "Pandaanleihen" mit 17 Prozent die tragende Rolle spielen. Konkret planen jedoch nur 2,4 Prozent der Manager, innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Anleihe in Mainland China zu emittieren. Bisher hat allerdings nur ein Industrieunternehmen den Schritt auf den Kapitalmarkt des chinesischen Festlands gewagt.

Die Umfrage für das ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometer China im 3. Quartal 2014 wurde im Zeitraum vom 11.08.2014 bis 28.08.2014 durchgeführt. Es beteiligten sich 42 Führungskräfte deutscher Unternehmen in China.
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