Zoll auf "Goldkurs"
Außenhandel & Zoll | Freitag, 08 November 2013 | 3414
Goldschmuggel im Wert von 8,3 Millionen Euro - Abgabenhinterziehung von 1,8 Millionen Euro - über 1.600 Straf- und Ermittlungsverfahren. Am Dienstsitz der Kölner Zollfahnder in Dellbrück waren Beamte der Zollfahndung und des Hauptzollamts am 8. November 2013 auf "Goldkurs". Der Zoll präsentierte rund drei Kilogramm Goldschmuck, die bei einem Goldschmuggler sichergestellt wurden. Am 27. August dieses Jahres ging der Kurier den aufmerksamen Kollegen beim Zollamt Flughafen Köln/Bonn ins Netz. Mit einer "klassischen" Schmuggelweste versuchte ein türkischer Staatsangehöriger, knapp drei Kilogramm Goldschmuck aus der Türkei einzuschmuggeln. Dieser Goldschmuck hatte einen Wert von über 110.000 Euro.
Dieser Aufgriff reihte sich in einen Ermittlungskomplex ein, den die Kölner Zollfahnder im Auftrag der Strafsachen- und Bußgeldstelle des Hauptzollamts Aachen führten.
Sie ermitteln bereits seit 2012 wegen Goldschmuggels. Im Sommer letzten Jahres wurde bekannt, dass eine Kölner Inkassofirma mit der finanziellen Abwicklung von Schmuckeinkäufen deutscher Touristen in der Türkei beauftragt war.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen stellte sich heraus, dass Touristen im Urlaub Goldschmuck gekauft hatten, vor Ort jedoch nur einen Teilbetrag der Rechnung bezahlten. Der Rest wurde über Inkassobüros in Deutschland abgewickelt. Nur wenige Urlauber versteuerten ihren in der Türkei erworbenen Schmuck ordnungsgemäß. Gegen die übrigen über 1.600 Urlauber, denen Goldeinfuhren im Gesamtwert von über 8,3 Millionen Euro nachgewiesen werden konnten, leitete das Hauptzollamt Aachen jeweils Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ein. Knapp 70 Verfahren übernahm das Zollfahndungsamt Essen - Dienstsitz Köln. In diesen Ermittlungsverfahren handelt es sich ausnahmslos um Schmuckimporte im Wert von mindestens 15.000 Euro bis zu 90.000 Euro.
In der Mehrzahl der Fälle schmuggelten die Touristen, die zuvor auf einer Türkeirundreise diverse Verkaufsveranstaltungen besucht hatten, den Schmuck selber im Handgepäck ausnahmslos über deutsche Flughäfen ein. In einigen Fällen jedoch konnten die Zollfahnder feststellen, dass der in der Türkei erworbene Schmuck in Deutschland zugestellt wurde. Für den vorangegangenen Einfuhrschmuggel wurden nach Fahndererkenntnissen vermutlich Kuriere eingesetzt. Einer dieser Kuriere war der Ende August aufgefallene Goldschmuggler.
Foto: Zoll
Neben der mit Gold gefüllten, am Körper getragenen Weste wurde eine zweite Schmuggelweste im Reisegepäck gefunden. Nach den Feststellungen der Fahnder war der Mann in der Vergangenheit mindestens 38-mal in die Türkei gereist.
Den türkischen Kurier erwartet ein Steuerbescheid über 23.000 Euro. Über die zu erwartende Strafe entscheidet die zuständige Staatsanwaltschaft Köln.